In diesem Artikel sind für alle die wichtigsten Dinge aus dem Interview mit Faszienforscher Robert Schleip noch einmal zusammengefasst. Unter anderem geht es darum, warum Vielsitzer Rückenschmerzen bekommen, welche Fakten und wissenschaftliche Belege es beim Hype Faszien gibt und warum der Gummitwist unserem Körper gut tut.
Kurzfassung Interview mit Robert Schleip
Der Megahype Faszien hält weiter an – egal ob Faszienrollen, Bücher oder Medienberichte über Faszien. In der Fitness- und Gesundheitswelt gibt es anscheinend nur mehr ein Thema: FASZIEN. Der Normalverbraucher wird ständig mit diesem Thema konfrontiert und kann oft nur schwer unterscheiden, was nun stimmt oder eine Halbwahrheit ist. Um euch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse bereitstellen zu können, haben wir für euch mit einem der führenden Faszienforscher ein Interview geführt. Aus dem langen Interview mit Robert Schleip haben wir die wichtigsten Punkte, die jeder Büroangestellte für sich mitnehmen kann, zusammengefasst. (Das gesamte – ungekürzte – Interview zum Thema Faszien mit Robert Schleip kannst du hier nachlesen)
Was sind Faszien?
Robert Schleip erklärt den Begriff Faszien gerne anhand eines Stück Fleisches. Faszien sind nun jene weiße, nur einen halben Millimeter dicke Außenhülle, die das Fleisch umgibt. Bis jetzt wurden Faszien als Verpackungsorgan vernachlässigt. Bei anatomischen Präparaten versuchte man die Faszien möglichst zu entfernen, damit die Muskeln schön, deutlich erkennbar sind.
Wie betrifft mich im Büro das Thema Faszien?
Das Gesetzt „use it or lose it“ gilt nicht nur für Muskeln oder das Gehirn sondern auch für Faszien. Wer sich artgerecht und aktiv bewegt, wie das unsere Vorfahren als Jäger und Sammler gemacht haben, und das große Faszientuch am Rücken in unterschiedlichen Positionen und Graden belastet, wird eine relativ kräftige und elastische Lendenfaszie haben. Durch das sinnvolle Training der Faszien werden diese dicker und die Reißfestigkeit und Dehnbarkeit erhöht sich. Was bedeutet das für uns im Büro? Robert Schleip beschreibt das folgendermaßen: „Wenn man als Stubenhocker die Faszien überhaupt nicht belastet, dann werden sie immer dünner, bis sie tuchdünn wie ein sprödes Reispergament sind. Dann reicht eine normale Alltagsbewegung aus, wo man sich die Schuhe bindet oder einen Bleistift vom Boden aufhebt, dass das Pergament reißt.“ Für uns im Büro bedeutet das also, dass wir die Faszien wieder belasten müssen, damit solche Verletzungen und dadurch Schmerzen nicht entstehen.
Rückenschmerzen und Faszien wie hängt dieses Thema zusammen?
In diesem Gebiet wird gerade mit Hochdruck geforscht. Der Bestsellerautor Robert Schleip fasst den derzeitigen Wissenstand folgendermaßen zusammen: „Dass bei vielen Fällen von Rückenschmerzen die Bandscheibe nicht die Ursache ist, wusste man schon lange. Die Bandscheibe ist von maximal ein Fünftel aller Rückenschmerzen die Ursache und somit heißt es bei der Mehrheit von Rückenschmerzen „Ursache unbekannt“. Die Ursache könnten die Muskeln sein, es könnten die Gelenkskapseln sein und jetzt vermutet man eben, dass ein Großteil von diesen Rückenschmerzen, wo die Bandscheiben nicht die Ursache sind – also von der Mehrheit – von der Lendenfaszie ausgelöst wird, weil diese verklebt und dadurch im Alltag verletzt wird.“
Was kann nun jeder Büroangestellte tun, um die Faszien wieder zu kräftigen und Schmerzen vorzubeugen?
Robert Schleip ist ein Forscher im Bereich der Faszien und Bestsellerautor. Sein Buch „Faszien Fitness“ wurde über 100.000 Mal verkauft.
Die Antwort scheint ganz einfach: „Sich wieder fasziengerecht zu bewegen“. Robert Schleip erklärte in unserem Gespräch, dass man bis jetzt davon ausging, dass man die Faszien nicht besonders mittrainieren müsse, weil diese sowieso beansprucht werden. Das stimmt zwar – aber nur in dem Maß wie das Herzkreislaufsystem eines Bodybuilders trainiert ist oder die Muskeln eines Triathlet wachsen. Die Faszien werden also ziemlich suboptimal beansprucht. Um diese optimal beanspruchen zu können, kann man Bounces (federnde Bewegungen) und endgradige Belastungen wie zum Beispiel beim Yoga nutzen. Hüpfende Bewegungen machen in unserer Gesellschaft normalerweise nur Kinder. Für Robert Schleip wäre es schön, wenn wieder mehr Kreidezeichnungen zum Hüpfen in den Hinterhöfen wären und dass die Kinder und Jugendlichen noch die Gummitwistregel beherrschen.
Mit welcher Intensität sollte man beginnen?
Es reicht, wenn man zwei Mal in der Woche ein Sporttraining macht, wo man elastische Federungen einbaut. Außerdem sollte man noch in langen Ketten dehnen (also z.B. nicht nur die Wade isoliert). Hier wären zwei Einheiten für jeweils 10 Minuten pro Woche ideal. Dazwischen sollte mindestens ein Tag Pause liegen, besser aber zwei oder drei. Für Robert Schleip ist es außerdem noch wichtig, dass man mit der Faszienkräftigung langsam beginnt: „Diese hüpfenden Bewegungen gehören sehr gut dosiert und man soll sich nur langsam steigern. Außerdem gilt es noch zu beachten, dass man bei Muskeln den Trainingseffekt schon nach drei Wochen sehen und messen kann. Bei den Faszien braucht das drei Monate. Das ist wie eine langsame, dafür aber umso nachhaltigere wachsende Pflanze.“
Was passiert, wenn man die Faszien reaktiviert?
Es verändern sich die Architektur und der Wassergehalt des Gewebes. Bei jemandem, wo die Faszien verkümmert sind, sind die Fasern ungerichtet wie ein Filzgewebe. Die Fasern gehen in alle denkbaren Richtungen. Bei einem Trainierten sind die Fasern scherengitterartig bzw. wie bei einer Damenstrumpfhose angeordnet – dadurch hat man auch eine gespanntere Körperkontur, was einem zum Beispiel bei Winkearmen helfen kann. Außerdem steigt der Wassergehalt, wenn man die Faszien trainiert. Umso älter man ist, umso spröder wird das Bindegewebe. Wenn man nun mit der Faszienrolle arbeitet oder sich räkelartig dehnt, presst man kurzzeitig das wenige verschmutze Wasser, indem Abfallprodukte enthalten sind, aus dem Gewebe und es kann sich dann wieder mit frischem Wasser voll saugen.
Wie sollte man die Faszienrolle verwenden?
Es gibt zwei Arten, wie man die Faszienrolle verwenden kann: Entweder um das Gewebe weicher oder fester zu machen. Wenn man das Gewebe weicher machen mag, kann man jeden Tag mit der Rolle arbeiten. Will man Spannkraft aufbauen, dann reicht 2-3 Mal in der Woche dann dafür aber hochdosiert an der Wohlwehgrenze. Das kann übrigens auch bei Cellulite helfen. Personen mit Thrombose oder einer Venenschwäche sollten beim Rollen vorsichtiger vorgehen.
Vor kurzem ist ein neues Buch von Ihnen erschienen. Worum geht es darin?
Es geht um das fasziale Krafttraining. In diesem Buch (Titel: Faszien-Krafttraining) zeigt Robert Schleip mit seinem Kollegen Berengar Buschmann, wie man die Geräte in einem Fitnessstudio, an welchen unsere Gesellschaft sehr gerne trainiert, dazu verwenden kann, nicht nur das rote Muskelfleisch wachsen zu lassen, sondern auch das weiße Gewebe (das fasziale Bindegewebe) wenigstens für ein paar Minuten pro Woche optimal trainieren zu können. Das fasziale Krafttraining soll nicht das Muskeltraining ersetzen, sondern ein bisher fehlender ergänzender Mosaikstein sein. Das Buch ist für den Endverbraucher geschrieben, enthält aber auch für Fachmänner den einen oder anderen Leckerbissen.
Dies ist eine Zusammenfassung aus unserem Interview mit Robert Schleip speziell für Büroangestellte. Wenn du dich weiter für dieses Thema interessierst, kannst du dir gerne das ganze, sehr spannende Interview mit Robert Schleip durchlesen. Hier gibt es noch den ein oder anderen sehr interessanten Leckerbissen von ihm!
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Mehr Informationen über Robert Schleip:
Du willst mehr über Robert Schleip und seine Arbeit erfahren? Hier findest du die Faszienforschungsgruppe Ulm, von der Robert Schleip ein Teil ist.
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- Rückenschmerzen Statistik – DAK Gesundheitsreport 2016
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Über Corpus Motum
Hallo, wir sind Patrik und Tobias und gemeinsam sind wir Corpus Motum. Patrik ist Physiotherapeut und hilft dir bei deinen Problemen im Büro. So gehören zum Beispiel Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen schon bald der Vergangenheit an 🙂 Besuch uns auf Facebook für viele kostenlose Videos und Goodies fürs Büro!
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